Es folgt eine weitere Einsendeaufgabe aus meinem Schreibkurs und die Fortsetzung meiner Reihe zur „WEG Märchenstraße 5-9 in 49124 Grimmstadt“. Thema der Aufgabe war dieses Mal das Schreiben eines Dialogs.
Das Hausgeld
„Ich zahle das nicht“, sagte Rotkäppchen und warf die Post, die sie soeben aus dem Briefkasten geholt hatte, auf den Wohnzimmertisch.
Die Großmutter griff nach dem Brief. „Aber musst du das denn nicht?“
„Ich habe nichts unterschrieben, folglich bezahle ich auch nichts.“
„Aber alle haben doch eine Gebäudeversicherung für Ihr Haus.“
„Ich habe kein Haus, ich habe mir extra nur eine Wohnung gekauft.“
Beide sahen sich schweigend an und überlegten, wie man mit dem Brief der Hausverwaltung umgehen sollte.
Rotkäppchen fand zuerst die Worte wieder: „Wenn es wirklich so eine Versicherung gibt und ich zahlen muss, dann können die auch gleich meinen Einbruchschaden dort einreichen.“
„Mmmmhhhh“, die Großmutter schüttelte kaum merklich den Kopf, „ich glaube, dass dafür eine andere Versicherung zuständig ist.“
Rotkäppchen ließ sich nicht beirren, denn sie wollte den Einbruchschaden ersetzt haben oder andernfalls nicht für irgendeine Versicherung zahlen.
„Der Makler hat beim Kauf der Wohnung nichts von einem Hausgeld erzählt. Er hätte mir das doch gesagt. Der war schließlich so knuffig und hat mir jede meiner Fragen beantwortet.“
„Aber hast du denn gefragt, ob außer dem Kredit, noch weitere Kosten auf dich zukommen? Ich meine, so eine Versicherung braucht jedes Haus.“
Rotkäppchen schaute aus dem Fenster und sprach zunehmend lauter: „Ich sagte doch, er war nett. Der hätte es mir doch gesagt, wenn noch mehr als die Raten für die Bank anfällt. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit meinem Geld keine großen Sprünge machen kann. Außerdem wollen die von der Hausverwaltung mir doch nur das Geld aus der Tasche ziehen. Die haben doch keine Ahnung. Wollen immer nur Geld von einem und wenn dann so einen Einbruch passiert, dann wollen sie den nicht bei der Versicherung einreichen. Ich wette, es gibt gar keine sogenannte Gebäudeversicherung.“ Rotkäppchen verdrehte die Augen. „Die gönnen es mir einfach nicht, dass ich endlich eine schicke Wohnung unter dem Dach habe, wo mich der böse Wolf nicht erreichen kann.“
Letzteres hatte auch die Großmutter überzeugt, die froh war, dass Rotkäppchen im 3. Obergeschoss sicher vor dem Wolf sein würde und so gab sie Rotkäppchen recht: „Da draußen gönnt einem keiner mehr was. Alle wollen nur unser Geld. Von meiner Rente kann ich eh kaum leben und trotzdem halten die die Hand auf. So ist es wohl auch mit deiner Hausverwaltung. Alles Aasgeier.“
Beide Frauen nickten. Dann griff Rotkäppchen nach dem Brief der Hausverwaltung, zerriss ihn, setze sich zur Großmutter auf die Couch und gemeinsam starrten sie auf den Fernsehbildschirm, über den an diesem sonnigen Nachmittag die dritte Soap des Tages flimmerte.
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