Leben mit Fibromyalgie

Leben mit Fibromyalgie

Ich habe beschlossen, auf meinem Blog auch über meine chronische Krankheit Fibromyalgie zu schreiben, da sie Teil meines Alltags ist. Egal, wie sehr ich versuche, der Krankheit keine Beachtung zu schenken, sie ist immer ein Teil von mir und begleitet mich. Da ich bisher für mich den Weg gegangen bin, die Krankheit zu ignorieren, möchte ich nun anfangen, sie zu akzeptieren. Dazu möchte ich mich gerne vernetzten und hoffe, dass ich durch mein Schreiben Gleichgesinnte finde und wir in den Austausch kommen. Ich hoffe darauf, von euch lernen zu können, wie ihr mit der Erkrankung umgeht und gleichzeitig mit meinen Zeilen euch Mut zu machen, dass man mit der Erkrankung leben kann und dieses Leben nach wie vor lebenswert ist.

Einfach mal machen, könnte ja gut werden…

Vor einigen Wochen habe ich den Artikel „Einfach mal machen, könnte ja gut werden…“ geschrieben. Darin habe ich euch berichtet, wie mein aktueller Stand ist, auf dem Weg meine Träume zu verwirklichen. Auch bei meinem heutigen Artikel musste ich meinem Kopf immer wieder sagen, dass er still sein soll. Immer wieder schrie mein Inneres, ich solle aufhören, zu jammern und diese Zeilen löschen. Aber nein, ich werde ihn nicht ändern, werde mich heute nicht verstecken. Heute werde ich meine Angst überwinden. Ich habe euch berichtet, dass ich mir Etappenziele setze. Das erste dieser Etappenziele ist, Frieden mit mir und allem, was zu mir gehört zu schließen. Dazu gehört auch meine Fibromyalgie.

Freitag

Es ist Freitag, 7 Uhr. Mopsdame Wilma und ich erreichen das Büro. Wie ich Freitage liebe, denn das Wochenende steht bevor und wie ich die frühe Stunde liebe, wo noch alles still ist im Büro. Wo Wilma und ich in unserem ganz eigenen Rhythmus in den Tag starten können.

Der Rechner fährt hoch und ich öffne mein Mailpostfach. Gleich die erste Mail schreit mich an. Ein Kunde, um den ich mich sehr bemüht habe, ist unzufrieden. Mir kullern die Tränen. Warum kann ich es nur keinem Recht machen? Warum kann nicht einfach mal jemand zufrieden mit meiner Leistung sein? Wahre Sturzbäche ergießen sich nun aus meinen Augen. Wie kann es nur sein, dass ich so viele Stunden arbeite, alles von mir gebe, es jedem Recht machen möchte und doch alles nie genug ist?

Was soll ich nur tun? Ich will es perfekt machen. Ich will alle glücklich machen. Ich arbeite über meine Kraft hinaus, quäle mich mit meinen Schmerzen und meinen düsteren Gedanken.

Ich beruhige mich, denn es ist fast Wochenende und bestimmt, werde ich heute auch auf ein paar nette Kunden treffen. Am Nachmittag bin ich fix und fertig. Ich gönne mir mit meinem Mann einen leckeren Eisbecher und weiß, dass ich am Wochenende Kraft schöpfen kann. Das wird schon klappen, Montag geht es weiter.

Montag

Wir haben Montag früh. Die Arbeitstasche ist gepackt und Wilma und ich waren spazieren. Meine Schmerzen sind kaum auszuhalten, ich bin so erschöpft. Heute kommen die Tränen schon, als ich ins Auto einsteigen will, um zur Arbeit zu fahren. Plötzlich weiß ich, dass meine Kraftreserven verbraucht sind, dass ich Ruhe brauche. Ich kann nicht mehr. Wilma und ich gehen zurück ins Haus und kurz darauf fesselt mein Reizdarm mich ans WC. Es folgt ein Arztbesuch und 3 Tage Krankschreibung. Ich versuche zu entspannen. Ich schlafe, ich lese, ich schreibe diese Zeilen. Aber vor allem quäle ich mich mit meinem schlechten Gewissen, dass meine Kollegen / Kolleginnen nun meine Arbeit machen müssen, weil ich nicht funktioniere und weil ich nicht genug bin.

Mittwoch

Es ist der dritte Tag meiner Krankschreibung. Ich war heute nochmal beim Arzt, denn meine Haut brennt und mein Bauch schmerzt. Ich habe Schmerzen im rechten Fuß und meine Schulter fühlt sich verspannt an. Aber ich habe beschlossen, morgen wieder Arbeiten zu gehen. Ich vermisse die Kolleginnen und Kollegen, ich vermisse es einer sinnvollen Aufgabe nachzugehen. Der Arzt hat mich erneut auf den Kopf gestellt. Von seiner Seite aus spricht nichts dagegen morgen wieder ins Büro zu fahren, denn meine Schmerzen sind wohl wieder Teil der Fibromyalgie und für mich bedeutet das, dass ich damit leben muss. Und wenn ich eine sinnvolle Aufgabe habe und unter lieben Menschen bin, dann sind wenigstens meine Depressionen auszuhalten.

Aktueller Stand auf dem Weg, meine Wünsche und Träume zu realisieren

Ich hatte in dem Artikel „Einfach mal machen, könnte ja gut werden…“ den Wunsch nach mehr Ruhe, nach weniger Stress und mehr Selbstfürsorge geäußert. Das war leider nichts. Ich habe viel gearbeitet in den Wochen, die zwischen den Artikel liegen und denke, dass das der Grund dafür ist, dass mich die Schmerzen überrannt und niedergeworfen haben. Aber Rückschläge gehören wohl dazu. Ich bin sehr glücklich, dass ich die drei Tage in meinem Zuhause hatte, um Kraft zu tanken. Jetzt werde ich wieder einen Versuch starten, mehr Selbstfürsorge in meinen Alltag zu integrieren. Ich bleibe dran, denn am Ende bleibt mein Traum, fit genug zu sein, um mit meinem zukünftigen Wohnmobil England, Schottland und Skandinavien zu erkunden.

Doch vor mir liegt noch einiges. Vor allem möchte ich an meinem Perfektionismus arbeiten und mich davon verabschieden, es Allen Recht machen zu wollen. Ich möchte mich von der Vorstellung verabschieden, dass ich immer funktionieren muss und das ich nicht genug bin. Aber das ist wohl ein Prozess und ein Marathon statt eines Sprints.

Wie ist es bei dir? Kennst du jemanden, der an Fibromyalgie erkrankt ist oder bist du selbst betroffen? Lass mir gerne einen Kommentar hier.

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