Heute ist der 17. Juni 2023. Wir sind mit dem Wohnmobil unterwegs, genießen das schöne Wetter und unser wunderbares Leben. Ich bin erfüllt mit Dankbarkeit. Auch wenn es mir nicht jeden Tag gelingt, versuche ich mich täglich daran zu erinnern, wie dankbar ich dem Leben sein kann, dass ich gesund bin, dass ich meine Lieben habe und dass ich in einer Demokratie lebe. In letzter Zeit macht mir in Deutschland der politische Ruck nach rechts Sorgen. Dass es immer mehr Menschen in Deutschland zu geben scheint, die bereit sind, dieses große, wertvolle Gut „Freiheit und Demokratie“ aufzugeben und die AFD zu unterstützen. Wie dankbar bin ich doch für unsere Freiheit, die ich meine Realität nennen darf.
Da es heute sehr warm ist, nutze ich die Zeit zum Lesen. Besonders unsere Mopsdame Wilma leidet unter dem Wetter, bekommt schlecht Luft und deswegen beschränken wir unsere Spaziergänge auf die Morgen- und Abendstunden. Ich genieße es, zu lesen, und soeben habe ich wieder ein Buch beendet. Es ist der dritte Teil einer Trilogie, die ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Und nachdem ich nun fertig bin, spüre ich umso mehr Dankbarkeit, dass ich hier und heute in Deutschland lebe.
Das soeben beendete Buch ist der dritte Band der Spionin-Trilogie von Titus Müller, die zwischen 1961 und 1989 in der DDR spielt. Diese Zeit wurde während meines Geschichtsstudiums nur selten behandelt, denn für die meist älteren Professoren fühlte sich diese Zeit nicht wie Geschichte an. Schließlich hatten Sie das Nebeneinander von BRD und DDR hautnah miterlebt. Für mich, Jahrgang 1983, ist die DDR ein spannendes Stück Geschichte. Meine Eltern hatten damals Bekannte in der DDR und ich kann mich erinnern, dass wir sie damals besuchten. Ich kenne noch die Grenze, ich weiß noch, wie die Grenzsoldaten alles durchsucht haben, und ich habe noch das eine oder andere Bild von damals im Kopf, wie es in der DDR aussah. Ich bin heute frei, ich kann mich frei bewegen, keine Grenze und keine Spionage hindert mich daran, dass ich meine Träume leben kann.
Heute an dem Tag, an dem ich die Trilogie zu Ende gelesen habe, liegen die Proteste der Menschen in der DDR vom 17. Juni 1953 für ihre Freiheit genau 70 Jahre zurück. Wenn die Trilogie auch die Jahre 1961, 1973 und 1989 behandelt, so geht es auch hier um die Proteste der Menschen gegen das SED-Regime.
Meine persönliche Meinung ist, dass es wichtig ist, die Geschichte zu kennen, da wir aus ihr viel lernen können. Und auch wenn ich als Historikerin das eine oder andere Geschichtsbuch lese, weiß ich doch, wie viel schöner es ist, einen historischen Roman zu lesen, durch den man mit tollen Figuren durch eine Zeit reist und nebenbei noch etwas lernt. Das Lesen von Geschichtsbüchern ist meist viel trockener, anstrengender und damit im stressigen Alltag wenig attraktiv. Umso mehr freue ich mich, wenn ich auf gut recherchierte Romane treffe. Natürlich ist hier viel Fiktion dabei und doch lässt sich auf entspannte Art und Weise eine Menge lernen. Schließlich hält einen auch niemand davon ab, hin und wieder abzuschweifen und sich anderer Quellen zu bedienen, um an der einen oder anderen Stelle mehr über die Geschichte zu erfahren, vor dessen Hintergrund der Roman spielt.
Titus Müller macht es einem hier besonders leicht. Er nennt die wichtigsten Bücher und Quellen, die er für seine Recherche genutzt hat, und zeigt in jedem Roman auf, was fiktiv ist und was auf realen Begebenheiten beruht.
Die Hauptfigur der Trilogie ist die Spionin Ria Nachtmann. Sie führt uns durch die Zeit, lässt uns spüren, was es bedeutet in einer Diktatur zu leben. Sie ist dabei, wenn wir lesen, was die Menschen in der DDR taten, um für ihre Freiheit zu kämpfen. Mir ihr spürt der Leser, was es bedeutet, nicht frei zu sein, nicht frei aussprechen zu können, was man denkt und nicht die Reisefreiheit zu haben, wie wir sie heute genießen können. Der Leser spürt, was es bedeutet, wenn der Staat in die intimste Privatsphäre eindringt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand heimlich in meine Wohnung einbricht, meine privaten Sachen heimlich durchsucht und nach Beweisen gegen mich Ausschau hält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in einem Land lebe, welches meine Träume, meine Wohnmobilreisen und meine Meinungsäußerung auf meinem Blog einschränkt. Und ich bin dankbar dafür, heute in Deutschland zu leben und für die Freiheiten, die mir mein Heimatland bietet. Ich werde auch weiterhin dafür kämpfen, dass wir nicht auf eine Diktatur zusteuern, dass extrem rechts und extrem links keine Option ist. Ich möchte auch weiterhin versuchen, die Welt zu verbessern, auch wenn viele mich naiv nennen. Ich will meine Ideale nicht aufgeben, ich will weiterhin jeden Tag meine Freiheit feiern und ich will weiterhin jeden Tag entlang meiner Werte leben.
Wer nun neugierig ist und etwas lernen möchte, ohne das Gefühl zu haben, belehrt zu werden, dem empfehle ich diese Trilogie (unbezahlte Werbung aus Überzeugung):
Titus Müller: Die fremde Spionin (Band 1)
„Ria ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt werden. Sie wird von ihrer kleinen Schwester getrennt und in einer Adoptivfamilie untergebracht. Seither führt Ria in Ostberlin ein scheinbar angepasstes Leben. Erst als der BND sie als Informantin rekrutiert, sieht sie ihre Chance gekommen. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will Ria sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie im Sommer 1961 von einem ungeheuerlichen Plan, der ihr Schicksal und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte …“ (Zusammenfassung von der Verlagsseite)
Titus Müller: Das zweite Geheimnis (Band 2)
„Wer fliehen will, kann niemandem trauen. Nicht mal der eigenen Familie. – Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt …“ (Zusammenfassung von der Verlagsseite)
Titus Müller: Der letzte Auftrag (Band 3)
„1989. Ria Nachtmann hat ihre große Liebe geheiratet und sich als Spionin zur Ruhe gesetzt. Ihre Tochter Annie verfolgt derweil einen gewagten Plan: Sie will eine Doku des DDR-Widerstands drehen und sie in den Westen schmuggeln. Als sie und ihr Freund Michael dabei versehentlich zwei Männer einer KGB-Geheimoperation filmen, gerät alles außer Kontrolle. Der in Dresden stationierte russische Agent Wladimir Putin hängt sich an ihre Fersen. Mutter und Tochter stehen bald zwischen allen Fronten und müssen erkennen, dass es um nichts weniger geht als um den Sturz der DDR-Regierung und die Zukunft Deutschlands.“ (Zusammenfassung von der Verlagsseite)
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