Wie ich durch einen Dialog zur Familienforschung kam.

Ein Dialog, der mein Leben veränderte…

… oder wie ich zur Familienforschung kam.

„Du bist doch auch Russlanddeutsche, oder?“
„Nein, wie kommst du darauf?“
„Naja, du hast dieses Gesicht.“ Ihre Hände wanderten in ihr Gesicht und ruhten auf ihren Wangenknochen.

Dieser kurze Dialog veränderte mein Leben. Er bestimmte mein Studienfach, prägte meine Hobbys und liegt ca. 15 Jahre zurück. Ich war seinerzeit auf dem Abendgymnasium und arbeitete auf mein Abitur hin. Was ich nach dem Abitur machen wollte, wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Mein breites Gesicht war mir natürlich präsent. Ich hasste es, weil ich früher in der Schule oft dafür gehänselt wurde. Doch weiter habe ich nie über meine Gesichtsform nachgedacht. Und vor allem habe ich mir nie überlegt, was dieses Gesicht mit meiner Herkunft zu tun haben könnte. Außer natürlich der Tatsache, dass die meisten Kinder Ähnlichkeit mit den Eltern und/oder den Großeltern haben und auch ich die Gemeinsamkeiten zu meinem Vater und zu meiner Großmutter erkannte. Aber ich sollte Russlanddeutsche sein? Diese Frage ließ mir keine Ruhe mehr und ich begab mich auf die Suche nach Antworten.

Wenn ich also die Gesichtsform meines Vaters und meiner Großmutter väterlicherseits habe, dann liegt es nahe, hier mit der Suche zu beginnen. Meine Großmutter Benita lebte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Deswegen ging ich zu meinem Vater, der mir sagte, dass seine Mutter aus Litauen stammte.

Zwar ist Litauen nicht Russland, aber doch Osteuropa. Meine Neugier war geweckt und der Grundstein für mein weiteres Leben gelegt: An diesem Tage begann ich mit Familienforschung und kurze Zeit später beschloss ich im Anschluss an mein Abitur Geschichte zu studieren.

Ich fing an, alle Informationen zu sammeln, die ich bekommen konnte, und habe so in den letzten Jahren viel Wissen und Erfahrungen über Familienforschung gesammelt. Dieses und mein Wissen über Geschichte möchte ich über diesen Blog weitergeben.

Warum es mir eine Herzensangelegenheit ist, dieses Wissen mit euch zu teilen:

Mal ganz davon abgesehen, dass es für mich das spannendste Hobby der Welt ist, hat es mein Leben verändert. Denn nicht nur die Wahl des Studienganges hat mich geprägt auch das Wissen um die eigene Herkunft und die eigenen Wurzeln ist sehr wichtig für mich. Wer sich ein bisschen mit Persönlichkeitsentwicklung auskennt, weiß um die Macht der eigenen Glaubenssätze. Viele dieser Glaubenssätze kommen aus unserer Kindheit und wurden uns von den Eltern mitgegeben, die diese wiederum von den eigenen Eltern bekommen haben. Was wir denken, glauben und fühlen hat also viel mit dem zu tun, was unsere Vorfahren geglaubt, gedacht, gefühlt und vor allem erlebt haben.

Aber ich möchte mit diesem Blog auch zeigen, dass Geschichte und Ahnenforschung spannend ist und die besten Geschichten das Leben selbst schreibt. Viele Ahnenforscher haben Daten gesammelt und diese in Stammbäumen dargestellt. Dies hat seine Berechtigung und ich möchte dies keinesfalls schlechtreden, doch ist Familienforschung für mich so viel mehr als Zahlen, Daten und Fakten. Es gibt nebenher nämlich viele spannende Geschichten zu entdecken.

Und gesellschaftlich besteht zumindest die Hoffnung, dass Menschen aus der Geschichte lernen. Leider bin ich mir nicht immer ganz sicher, dass das zutreffend ist. Jedoch glaube ich, dass die Chance aus der Geschichte zu lernen, dann größer ist, wenn Geschichte das eigene Leben betrifft und sie etwas mit einem selbst zu tun hat. Wenn Geschichte nicht mehr etwas Abstraktes ist, sondern etwas mit dem wir in Verbindung stehen, dann gewinnt sie für jeden Einzelnen an Bedeutung.

Für mich hat diese Zeitreise zumindest den Blick in den Spiegel verändert. Heute liebe ich mein Gesicht, erinnert es mich doch an die vielen spannenden Lebensgeschichten, die es mir beschert hat.

Wie ist es bei euch? Habt ihr euch bereits mit eurer Familiengeschichte beschäftigt? Habt ihr es auch geliebt, wenn eure Eltern und Großeltern von früher erzählt haben? Denkt ihr bei dem Blick in den Spiegel an eure Vorfahren und glaubt ihr daran, dass wir aus der Geschichte lernen können?

Kommentare

Eine Antwort zu „Ein Dialog, der mein Leben veränderte…“

  1. […] Wer genauer wissen möchte, welchen Einfluss Benita auf mein Studienfach Geschichte hatte und wie ich zur Ahnenforschung kam, kann gerne hier weiterlesen: https://zeitreisenzauber.de/2023/05/28/ein-dialog-der-mein-leben-veraenderte/ […]

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